Tax Compliance und digitale Plattformen – Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG)

Heute verkaufen fast alle Unternehmen Ihre Waren oder Dienstleistungen online über das Internet. Mit Umsetzung der europäischen „DAC 7“-Richtlinie durch das Plattformen-Steuertransparenzgesetz am 20.12.2022 wird für Betreiber digitaler Plattformen die Sicherstellung der Wirksamkeit von steuerlichen Kontrollsystemen nun entscheidend, um zukünftig Prüfungserleichterungen bei steuerlichen Außenprüfungen beanspruchen zu können.

Worum geht es bei DAC 7?
Kurz gesagt sollen digitale Plattformen, die Ihren Kunden die Möglichkeit geben, online etwas zu erwerben

  • dem Finanzamt bzw. den Steuerbehörden mitteilen, welche Verkäufer bei ihnen auf der Plattform angemeldet sind und welche Umsätze diese erwirtschaften.
  • den Verkäufern mitteilen, welche Informationen sie den Steuerbehörden gemeldet haben.

Wer ist von DAC 7 betroffen?
Betroffen sind alle Betreiber digitaler Plattformen über Webseiten oder Apps, über deren Plattform Verkäufer die Möglichkeit bekommen, mit potenziellen Käufern in Verbindung zu treten und sogenannte relevante Tätigkeiten auszuüben. Dazu gehört:

  • Verkauf von Waren über eine digitale Plattform, eine App oder die Webseite
  • Vermietung von Immobilien (Kurzzeitwohnungen, Ferienwohnungen)
  • Persönliche Dienstleistungen wie Lieferservice, Handwerker, Beratung, Transport usw.
  • Vermietung von Verkehrsmitteln

Online-Portale oder digitale Plattformen, die ausschließlich die Abwicklung von Zahlungen, das Auflisten oder Weiterleiten von Nutzern oder die Veröffentlichung von Werbung ermöglichen, sind von der Meldepflicht nicht betroffen.

Wann gilt die Meldepflicht?
Die erstmalige Meldepflicht nach dem Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG) zum 31. Januar 2024 für das Geschäftsjahr 2023 wurde einmalig um zwei Monate auf den 31. März 2024 verlängert und gilt nun ab dem 1. April 2024.

Warum ein Tax Compliance Management System
Mit Umsetzung der europäischen „DAC 7“-Richtlinie im PStTG hat der Gesetzgeber seit dem 1. Januar 2023 Regelungen und Richtlinien zum Umgang mit Plattformbetreibern und Anbietern auf Plattformen beschlossen. Weiterhin wurden aber auch erste Schritte unternommen, um die Modernisierung der Außenprüfung voranzutreiben. Hierzu wurde § 38 EGAO neu gefasst. Die nun in Kraft getretene Gesetzgebung verleiht einem Tax CMS auch für Plattformbetreiber eine wichtige, explizite und deutlich höhere Bedeutung.

In Deutschland können nun Finanzbehörden für Betriebsprüfungen eindeutige und gravierende Erleichterungen bei Steuerprüfungen gewähren, wenn die laufende Prüfung des Unternehmens die Wirksamkeit des bestehenden Tax CMS unter Berücksichtigung der Einhaltung der steuerlichen Vorschriften bestätigt hat. Die Zusagen zu Erleichterungen durch das Finanzamt bzw. die beauftragte Prüfungsbehörde beziehen sich dann auf Art und Umfang der jeweiligen Prüfungshandlungen, sofern für die vom Tax CMS erfassten Steuern kein oder nur ein unbeachtliches Risiko besteht.

Der Gesetzgeber definiert die Wirksamkeit eines Tax CMS in diesem Zusammenhang in ein Steuerkontrollsystem, dass alle innerbetrieblichen Maßnahmen umfasst, die gewährleisten, dass die Besteuerungsgrundlagen zutreffend aufgezeichnet und berücksichtigt werden sowie die hierauf entfallenden Steuern fristgerecht und vollständig abgeführt werden (Artikel 97 § 38 EGAO). Das Steuerkontrollsystem muss dazu die steuerlichen Risiken laufend abbilden und Veränderungen des Tax CMS müssen dokumentiert und unverzüglich gemeldet werden.
Digitale Plattformen und Unternehmen, die über ein Tax CMS verfügen, das die im Folgenden in der Grafik dargestellten Elemente gemäß den Vorgaben des IDW PS 980 n.F. beinhaltet, sind für die zukünftigen Anforderungen und die Minimierung von steuerlichen Risiken gut gerüstet:


Grafik: WIRTSCHAFTScampus

Betrachtet man diese Aufgaben und Kriterien, beginnen genau hier die Aufgaben des Tax Compliance Officers und seine Verantwortung und Verpflichtungen im Unternehmen.

Was macht ein Tax Compliance Officer?
Der Tax Compliance Officer sorgt dafür, dass steuerliche Regelungen eingehalten werden, gleichzeitig aber die Steuerstrategie des Unternehmens umgesetzt wird. Der Tax Compliance Officer kommuniziert intern mit der Steuerabteilung, der Finanzabteilung und anderen Fachabteilungen, extern mit Lieferanten, Tochtergesellschaften, Finanzbehörden und Betriebsprüfern.
Er ist dafür verantwortlich, ein Tax-Compliance-Management-System im Unternehmen zu integrieren, zu aktualisieren und auf die Einhaltung des Tax CMS zu achten.
Zu den besonderen Fähigkeiten eines Tax Compliance Officers zählen analytische Fähigkeiten, die für ihre Aufgaben entscheidend sind. Sie müssen in der Lage sein, fragwürdige Anträge auf Gutschriften und Abzüge zu erkennen und festzustellen, ob die Anträge rechtmäßig sind.

Digitale Plattformen – Die Zukunft
Traditionelle Geschäftsmodelle folgen einer linearen Struktur. Diese Unternehmen schaffen Werte durch die Entwicklung und den Verkauf eines Produkts oder einer Dienstleistung an die Verbraucher.
Plattformunternehmen hingegen ermöglichen direkte Interaktionen zwischen zwei oder mehr Gruppen – Käufern und Verkäufern – über eine digitale Plattform. Nehmen wir ein paar Beispiele. Amazon und Alibaba sind beliebte Marktplätze genauso wie ganz aktuell der im Jahr 2022 gegründete Onlinemarktplatz Temu, welcher seit 2023 auch in Deutschland verfügbar ist. Airbnb bringt Reisende und Immobilienbesitzer zusammen. Und natürlich verbindet Uber Fahrer und Fahrgäste.

Tief im digitalen Zeitalter verwurzelt, hat sich das Plattform-Geschäftsmodell als erstaunlich erfolgreich erwiesen – und dafür gibt es verschiedene Gründe. Der Hauptgrund ist der so genannte „Netzwerkeffekt“: Je mehr Nutzer der Plattform beitreten und sie aktiv nutzen, desto mehr steigt der Wert des Dienstes für alle Nutzer, wodurch ein leicht skalierbarer, sich selbst erhaltender Wachstumszyklus entsteht. Darüber hinaus umgehen Plattformunternehmen durch die direkte Verbindung von Nutzern oft die von traditionellen Unternehmen genutzten Zwischenhändler, was zu geringeren Kosten und höherer Effizienz führt.
Die Entwicklung und der rasche Anstieg des Plattformgeschäftsmodells signalisieren den Beginn einer völlig neuen Ära in der globalen Wirtschaft. Der Wandel, die Innovation und die Umwälzung haben ein solches Potenzial gezeigt, dass der Marktwert der Plattformökonomie bis 2025 schätzungsweise 60 Billionen USD erreichen wird, was fast einem Drittel des gesamten globalen Handels entspricht.

Tax Compliance und Digitale Plattformen
Für Unternehmen, unabhängig von Branche oder Größe werden die Aufgaben und Herausforderungen im Hinblick auf Tax Compliance und Digitale Plattformen kurzfristig in den nächsten Jahren deutlich ansteigen. Daher ist jetzt die Zeit, sich umfassend und praxisorientiert auf diese neuen Aufgaben im Hinblick auf Steuern und Compliance vorzubereiten und zu reagieren.
Ein Tax CMS und der Tax Compliance Officer sollte als Pflicht im Unternehmen verstanden werden, um Risiken zu minimieren und gleichzeitig die erfolgreiche Zukunft des Unternehmens zu sichern.
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